Das Jahrtausendlied

Melodie -

Franz Lüdtke

Vorbei der Tag mit allem Lärm und Tun.
Ich möchte ruhen, und ich kann nicht ruhn,
zuviel Gedanken kreuzen noch die Stirn,
stark pulst es, viel zu stark von Herz zu Hirn.
Der Nacht erschließ ich alle Fenster weit;
es zittert wie ein Rauschen ... rauscht die Zeit?
Ich weiß es nicht, die Seele lauscht hinaus --
in vielen Lichtern glänzt das Weltenhaus.
Ich spür der Sterne ewigen Atem wehn -- -- --
ich darf die Sterne meiner Heimat sehn!

Die Heimatsterne ... wie dies Bild mich packt!
Es klingt ein Lied in unhörbarem Takt,
ein Lied, wie stumm! wie laut wie wunderklar
von tausend Jahren hin zu tausend Jahr!
Die Oder flutet, und die Weichsel stöhnt,
die Ostsee braust, braust an, der Oststurm dröhnt.
So arm, so reich mein Ostland, so voll Weh,
voll Hunger, Blut, voll Blüten und voll Schnee,
zerkämpft, verweint, umliebt -- wie keins so sehr ...
und still, nachtstill, die Sterne drüber her.

Es klingt das Lied, ich kenn es Ton um Ton,
aufklang der Ton voreinst dem Ahnherrn schon,
des Ahnherrn Ahn und weiter, fort und fort,
Jahrhunderten, Geschlechtern, Wort um Wort:
Das Lied des Kampfes und der Liebe Lied,
das Lied von Not und Tod um Rain und Ried,
das Lied des Glaubens und das Lied der Kraft,
das Lied der Sehnsucht, Lied der Leidenschaft,
das nie verklungne Lied der Ostlandschar
von tausend Jahren hin zu tausend Jahr!

Zur Nacht hin lausch ich ... Oh, sie singt im Tann!
Fing nicht die Weise mit Herrn Heinrich an?
Jauchzt nicht zum Fiedelstrich der Flamensang:
"Nach Ostland laßt uns reiten!" wegentlang?
Ist's nicht der Hansen, nicht der Ritter Lied,
bei Tannenberg in rotem Mohn verblüht?
Das Lied um Riga, Posen, Breslau, Prag,
die Strophen Degenklirren, Hammerschlag?
Klingt's nicht um Königsberg, um St. Marien
die Äcker hin, die Berge, über Wien?
Das Prinz-Eugen-, das Friderikuslied,
das alte, uralte Ostlandlied,
das Lied, das ewig sein wird, wie es war,
von tausend Jahren hin zu tausend Jahr.

Kling, Lied! und singe, Nacht! und lausche Herz!
Rausch, rausche Zeit! Blut, ströme heimatwärts!
Und Seele, Seele, die in Fiebern bebt,
eins wisse, eins, nichts anderes: Gott lebt.
Gott lebt, Gott kennt der Ostlandweise Klang,
Gott kennt den ururalten Ostlandsang,
wägt Glück, wägt Leid, wägt alles, was geschieht,
gab unserer Treue das Jahrtausendlied.
Ja, Seele, Seele, die in Fiebern bebt,
eins, wisse, eins, nichts anderes: Gott lebt.
Hörst du den Sturm der Ewigkeiten wehn?
... Du wirst die Sterne deiner Heimat sehn ...

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