Ein jeder schreibt heut' Memoiren, der Himmel soll uns doch bewahren vor diesem blöden Geltungsdrang, der hängt uns aus dem Hals schon lang. Doch wenn ein Pferd im hohen Alter Zum Schreiben sich entschließt, dann segnen wir den Federhalter, aus dem sich folgendes ergießt: Wenn ick als Pferd mir selber frage, denn is die Welt, die janze Lage doch ziemlich trostlos, alljemein. Ich paß' da wirklich nich mehr rein. Een Droschkenpferd, du jrüne Neune! Da lacht heut' jeder, der det sieht. Doch sicher fahrn, wie ick det meine, mit een Pe-Ess, so mit Jemüt, det kriegn se nich mehr fertig heute. Se sind ja so nervös, de Leute. Ick schreib jetzt meine Biojrafie Aus Daffke: mir vastehn se nie! Wo sind de Zeiten denn jeblieben, wo ick mit meinem juten Herrn stand an der jleichen Stelle drüben? Jleich vornean beim jroßen Stern? Wat meine Liebste war, die Lotte, se ruht nun lange schon, ach Jotte. Wir schliefen uff dem jleichen Stroh Und war'n zufrieden, immer froh. Ick hab den Hauptmann noch jefahren, mein Vater Henny Porten fuhr, und meine Großeltern, die waren im Zirkus Wunder an Dressur. Wie manche Fuhre so im Dunkel, spätahms, wenn de Sterne funkeln, hab ick im Tierjarten jemacht Mit Liebespärchen zart und sacht. Ich zog denn schrittweis meinen Wagen, mein Herr schlief regelmäßig ein. Mir brauchte keener wat zu sagen! Wohin? Det wußt ick janz allein! Ick könnte Charaktere deuten Janz treffend von jewissen Leuten, die ick jefahr'n hab'in Berlin, doch lieber nich, wo käm'n wer hin. Ja, diese Wesen uff zwei Beinen, "Krone der Schöpfung" nennt man sie. Doch manchmal wollte et mir scheinen, die kämen doch erst nach det Vieh. Dabei bin ick nu alt jeworden. Ick wohn janz draußen, weit im Norden. Mein juter Herr behielt mir noch. Oft sagt er: " Maxe, schön wart doch." Mein Lottche is im Pferdehimmel, se wäre jetzt ooch steif und alt. Ick hab jenuch von det Jewimmel. Ja, Lotteken, nu Komm'ick bald.

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